Was die Presse über uns berichtet

Fräsen am Limit – Verdient wird, wenn’s Chips regnet

Die meisten Zerspaner verläßt der Mut, wenn sie ihre Werkzeuge mit 80 Prozent der Leistungsreserve durch Guß und Stahl jagen. Ein Gußbearbeiter in Ennepetal sieht das etwas anders: „Geld wird verdient, wenn wir die Werkzeugleistung voll nutzen. Wir haben dabei festgestellt, daß oft mehr Reserven in den Werkzeugen stecken, als der Hersteller in seinen Datenblättern sich traut anzugeben. Voraussetzung dafür sind allerdings eine ausreichend stabile Maschine und die zu dieser ‚Mutprobe‘ passenden Werkstücke.
maschine + werkzeug - Ausgabe 9-2000, maschine + werkzeug

Nun, beides trifft in diesem Fall zu. Die Firma „e-form“, Ennepetaler Formkästen, produziert u.a. Formkästen, Standbahnwagen und Modellplattenträger für Gießereien, sowie Lohngußbearbeitung für Großteile. Beliefert werden weltweit nahezu alle Gießereien mit Formkästen und Zubehör für Handformung oder für vollautomatische Formanlagen. Eine enge technische Zusammenarbeit besteht dabei mit dem weltweit größten Gießereianlagenbauer Heinrich Wagner Sinto. e-form hat sich in den letzten Jahren auf dem internationalen Markt für kastengebundene Formanlagen zum unbestrittenen Marktführer etabliert. Formkästen gibt es gegossen oder geschweißt für jede Stufe der mechanischen Beanspruchung in den Abmessungen von 400 x 400 bis 4.000 x 4.000 mm, in Einzelfällen sogar bis zu 6.000 mm.

Das Problem bei der Bearbeitung der Formkästen und sonstiger Gußteile aus GG20 bis GGG50 ist vielschichtig: Gußhaut mit Sandeinschlüssen, Lunker, ständig wechselnde Aufmaße und Schnittbedingungen, harte Stellen im Guß fordern eine hohe Toleranzbreite der eingesetzten Fräser. Besonders harten Prüfungen sind die Werkzeuge unterworfen bei der Überholung alter Formkästen mit harten Gußüberläufern. Diese Formkästen, in zig- oder hunderttausend Gießzyklen genutzt, teilweise reparaturgeschweißt, sind „glashart“. Das am 1. April 1920 gegründete Unternehmen hat sei 1985 über Formanlagen mit jeweils zwischen 50 und 500 Ober-/Unterkastenformpaaren rund um den Erdball bestückt. Die Stückgewichte schwanken zwischen 100 und 5000kg pro Kastenhälfte. 6.000 Tonnen Guß werden im Schnitt jährlich in dem 20-Mann-Betrieb bearbeitet.

„Meine Maschinen, zwei Zayer-Portale und eine Zayer-Bettfräse mit bis zu 45kW an der Spindel, kosten etwa vier Mark pro Minute. Wenn ich also 30 Prozent schneller bin, dann sind das schon je 80 Mark pro Stunde weniger Kosten, und die hörere Produktivität kann ich wieder verkaufen. Auch wenn Wettbewerbsplatten zwei Mark billiger sein sollten, dann ist das für mich trotzdem kein Nutzen. Wer heute noch so rechnet, rechnet falsch.“ Die 30 Prozent hörere Produktivität setzen sich zusammen aus der höheren Standzeit und weniger Nebenzeiten, aus höherer Prozeßsicherheit und höheren möglichen Vorschüben.

Die Begründung für die Leistung der Iscar-Platten liefert Karl-Heinz Tielmann, Produkt-Manager Fräsen bei Iscar: „Die eingesetzte Platte IC 910 mit hoher Bindefestigkeit des normalkörnigen Substrates und daraus resultierender hoher Schneidkantenhärte ist einlagig PVD-beschichtet mit TiAIN. Entscheidend ist vor allem die gute Haftung zwischen Grundsubstrat und Beschichtung. Der positive Schnitt der Platte, in der Verbindung mit dem radial und axial positiv angestellten Trägerwerkzeug und der Helix-Geometrie, erzeugen einen leichten und weichen Schnitt.“ Und Harald Wolf, Inhaber der Ischebeck Zerspanungstechnik und Iscar-Vertragshändlicher in Ennepetal ergänzt: „Auf Grund der Qualität verschleißt die Schneidkante berechenbar, ohne zu brechen und ohne das Trägerwerkzeug zu schädigen.“ Dazu Werner Bühren: „In dem Werkzeug stecken erhebliche Reserven. Teilweise erreichen wir mit der 63er Plan/Eckfräsern Maschinen leistungsdaten knapp unter der Leistungsgrenze der Zayer mit 45kW, ohne daß das Werkzeug Schanden nimmt – das will was heißen! Und das gleiche Leistungsbild ergibt sich übrigens bei der Bearbeitung mit der Platte IC 328.“

Über die Parameter Schnittgeschwindigkeit und Vorschub pro Zahn möchte man allerdings nicht Auskunft geben und Wettbewerber schlau machen. Die soll jeder selbst herausfinden. Nur so viel sei gesagt: Die etwa 22m Verfahrweg bei der Bearbeitung der Kontaktflächen von Ober- und Unterkasten und der Führungsbahnen mit der einer durchschnittlichen Bearbeitungsbreite von 40 mm, einschließlich der Augen für die Führungen, dauerte in einer Aufspannung bei der beobachteten Bearbeitung etwa eine halbe Stunde. Eine Fräserbestückung reicht bei diesem rauhen Einsatz für etwa 45 bis 50m Fräsweg. Aber ein Trick sei doch verraten: Ein neu bestückter Fräser wir immer ganz „sanft eingefahren“, bis sich die Schneidkanten im µm-Bereich aufeinander eingeschliffen haben (Spitzennehmer) und alle Platten gleichmäßig im Eingriff sind – etwa ein bis zwei Meter – und dann kann’s mit voller Leistung zu Werke gehen. Übrigens: Bei jedem neuen Anfahren an die Gußhaut wird für ein paar Zentimeter das Gas zurückgenommen – das bringt zusätzliche Standzeit.

Durch harte Zonen am Zentrierauge und mit 10mm Spantiefe. Verdient wird, wenn es Chips regnet.

Durch harte Zonen am Zentrierauge und mit 10mm Spantiefe. Verdient wird, wenn es Chips regnet.

Mit dem Walzenstirnfräser wird die Innenkontur bearbeitet. Spantiefe schwankend zwischen 2 und 12mm

Mit dem Walzenstirnfräser wird die Innenkontur bearbeitet. Spantiefe schwankend zwischen 2 und 12mm.

Mit 45kW an der Spindel der Zayer KPU 4000 genügend robuste Reserven für die Zerspanung mit zeitweise 130 Prozent der Fräserleistung nach Datenblatt.

Mit 45kW an der Spindel der Zayer KPU 4000 genügend robuste Reserven für die Zerspanung mit zeitweise 130 Prozent der Fräserleistung nach Datenblatt.

Bericht aus der IHK Ausgabe März 2018

FRANK LEWANDOWSKI ÜBERNAHM DIE ENNEPETALER FORMKÄSTEN BÜHREN GMBH

Nach 13 Jahren gehörte ihm die Firma

Bessere Voraussetzungen für die Übernahme einer Firma im Zuge einer Altersnachfolge kann es kaum geben. Nach seiner Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker der Fachrichtung Frästechnik, anschließendem Zivildienst und einem Auslandsaufenthalt arbeitete Frank Lewandowski ab 2001 als Programmierer für CNC-Fräsprogramme für die Ennepetaler Formkästen Bühren GmbH. Bereits 2008 leitete er dort die Fertigung und sorgte durch kundenspezifische Problemlösungen dafür, dass das Firmenkürzel E-Form zu einem Fachbegriff in Gießereikreisen wurde. Anderthalb Jahre später wurde er zum Assistenten der Gesch.ftsführung berufen und war in dieser Funktion in wesentliche Unternehmensentscheidungen eingebunden. „Ich kenne alle Facetten des Unternehmens“, sagt Lewandowski, dessen Vater seit 27 Jahren als angestellter Gesch.ftsführer in der Firma tätig ist.

Als sich der Firmeninhaber 2014 aus Altersgründen zum Verkauf des Unternehmens entschloss, weil sich im Familienkreis kein Nachfolger fand, zögerte Frank Lewandowski nicht. Doch die Finanzierung der deutlich siebenstelligen Kaufsumme erwies sich anfangs als problematisch: Ein erstes Kreditinstitut revidierte seine Kreditzusage. Positiver beurteilten die Rahmenbedingungen der Übernahme letztlich ein zweites Kreditinstitut und die Bürgschaftsbank NRW. Ersteres bot Lewandowski eine maßgeschneiderte Finanzierung auch mit öffentlichen Mitteln, letztere ging für ein siebenstelliges Darlehen fast mit dem Bürgschaftsh.chstbetrag ins Obligo. „Das hat alles wunderbar geklappt, aber ohne Bürgschaft wäre die Finanzierung sehr schwierig geworden, da ich damals verständlicherweise nicht die notwendigen Eigenmittel zur Verfügung hatte und keine Sicherheiten stellen konnte“, sagt der heute 39-jährige Firmenchef.

Übernommen hat Lewandowski vor vier Jahren ein alteingesessenes Unternehmen: Die 1920 gegründete Ennepetaler Formkästen Bühren GmbH (E-Form) stellt Formkästen für die Gießereiindustrie her, anfangs genietet, später in geschweißter Form und hat sich in den 80er Jahren durch die Einführung und Umstellung auf CNC-Fertigung zum Marktführer in Europa entwikkelt. Dabei umfasst das Leistungsspektrum die Konstruktion und Fertigung von geschweißten Formkästen für Hand- und Maschinenformereien sowie Formkästen für hochverdichtete Formen für vollautomatische Formanlagen.

Ein Formkasten besteht meistens aus einem Ober- und Unterteil. In beide Teile wird eine Sandform mit zum Teil komplexen Strukturen gepresst. Diese Formkastenteile werden mit der Sandseite passgenau übereinandergelegt und verschlossen. Durch eine Öffnung auf der Oberseite des Formkastens wird flüssiges Metall in den Sand gegossen. Wenn das Eisen erstarrt ist, kann das Gussprodukt durch Zerstören der Sandform dem Formkasten entnommen werden: zum Beispiel Motorblöcke, Getriebegehäuse, Gegengewichte für Gabelstapler, Pumpengehäuse, Achsen mit hohen Stückgewichten, aber auch leichtere Teile wie Bremsscheiben, Motorkrümmer, Katalysatoren, selbst Grabschmuck oder Wasserhähne. Gussteile werden in allen Industriebereichen, aber auch in privaten Haushalten eingesetzt.

Aktuell werden in Ennepetal große quadratische Formkästen mit einem Gewicht von mehr als zwei Tonnen für eine vollautomatische Formanlage in den USA hergestellt. Das Hauptbetätigungsfeld liegt in Europa, beliefert werden aber auch Gießereien weltweit. Ein weiteres Produkt, auf dessen Bearbeitung sich das Ennepetaler Unternehmen spezialisiert hat, sind Ölwannen. Sie sind bis zu 2 Meter lang, 70 Zentimeter breit und 40 Zentimeter hoch. Die gusseisernen Wannen wiegen rund 400 Kilogramm und bilden den Abschluss von 16- Zylinder-Dieselmotoren, die in Schiffen, Stromgeneratoren, Nutz- und Baufahrzeugen sowie in Biogasanlagen ihren Dienst verrichten. Sie werden zusammen mit den Formkästen auf rund 3.000 Quadratmeter Produktionsfläche bearbeitet, verpackt und abholbereit für den LKW- und Schiffsversand vorbereitet.

Diese beiden Fertigungsstandbeine des Ennepetaler Unternehmen reichen Frank Lewandowski zur Sicherung der Arbeitsplätze jedoch nicht aus. Mechanische Bearbeitung von Großteilen, mit einem Gewicht von bis zu sieben Tonnen, ist seit geraumer Zeit ein weiteres Standbein der Ennepetaler Formkästen Bühren GmbH. In der Größe von sechs mal drei Meter können Teile aus Metall bearbeitet werden.

Im Dezember vergangenen Jahres hat der 39-Jährige eine neue, fünfachsige Portalfräsmaschine zur Sicherung der Lieferfähigkeit in Betrieb genommen. Die eine Million Euro teure Anlage verfügt über eine Bearbeitungsfläche von 4,50 mal 2,20 Meter. Auf ihr können vier Ölwannen gleichzeitig vollautomatisch bearbeitet werden – mit einer Präzision von tausendstel Millimetern.

„Schnelligkeit und Präzision wird von unseren Kunden erwartet und geschätzt. Für sie gilt: Nacharbeit kostet Zeit und Geld”, sagt Frank Lewandowski. Um die Zufriedenheit seiner Kunden zu erhalten, arbeitet die Fertigung zurzeit zweischichtig mit 22 Mitarbeitern. Bei einem Umsatz von 5,5 Millionen Euro im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen erneut ein positives Ergebnis.